Hinter den Kulissen von O&O Defrag

Zettel im Schuhkarton

Was macht eigentlich O&O Defrag? Diese Frage ist schon so alt wie das Produkt selbst. Als wir 1998 die erste Version von O&O Defrag veröffentlicht haben, kam genau diese Frage. Um es zu veranschaulichen, was Fragmentierung und Defragmentierung bedeuten, haben wir damals einen Vergleich mit einem Schuhkarton gewählt: der Karton ist die Festplatte und darin befinden sich viele Zettel, die Dateien. Das Dateisystem (NTFS bzw. FAT) haben ein primäres Ziel: die Datei so schnell wie möglich auf die Festplatte zu speichern. Es schmeißt also die Zettel in den Karton. Und noch schlimmer: es zerreißt sie sogar vorher, um freie Lücken zu nutzen.

Wenn man nun also eine Datei wieder lesen möchte, dann muss das Dateisystem alle diese Schnipsel finden und zu dem ursprünglichen Zettel zusammensetzen. Es ist nachvollziehbar, dass das langwierig ist und viel Zeit kostet. Die Dateien sind also fragmentiert, d.h. in Stücke aufgeteilt.

 



Unaufgeräumter vs. aufgeräumter Schuhkarton (1998)

 

O&O Defrag klebt und sortiert Zettel

An diesem Punkt setzt nun O&O Defrag an: es nimmt diese Schnipsel, „klebt“ sie zu dem Zettel zusammen und sortiert sie in den Schuhkarton ein. Auf Wunsch sogar sortiert, so dass sie noch schneller gefunden werden können. Das Dateisystem muss dann beim Lesen einer Datei nur noch den entsprechenden Zettel in einem Stück herausziehen und ist sofort fertig. Das beschleunigt nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben, denn in einem aufgeräumten Schuhkarton können neue Zettel besser abgelegt werden.

Technisch bedeutet dies: die Dateien werden auf der Festplatte in einem Stück gespeichert, so dass beim Lesen der Schreib-/Lese-Kopf der Festplatte nur eine Bewegung machen muss, um die Datei zu erreichen und zu lesen. Im Gegensatz zu vielen Bewegungen bei Dateifragmenten, die über die gesamte Festplatte verteilt sind. Da diese Bewegungen mechanisch sind, wird auch ein noch so schneller Rechner immer dadurch aufgehalten werden. Dies galt 1998 und das gilt auch noch heute.

O&O Defrag schont die Mechanik

Ein nützlicher „Nebeneffekt“ ist die Schonung der Mechanik der Festplatte, wenn Dateien defragmentiert sind. Ein Beispiel: eine Datei besteht aus 10 Fragmenten und wird pro Tag einmal gelesen. Das ergibt bei 365 Tagen im Jahr genau 3650 Bewegungen des Schreib-/Lese-Kopfes. Defragmentiert man nun diese Datei, dann ergeben sich folgende Bewegungsanzahlen: 10 Fragmente lesen + 1 x Gesamtdatei schreiben + 365 x Lesen = 376 Bewegungen. Also knapp 10% der ursprünglichen Anzahl. Dadurch wird der mechanische Verschleiß  der Festplatte vermieden und die Lebensdauer verlängert.

In meinem nächsten Beitrag zu O&O Defrag möchte ich erläutern, wie Solid State Drives (SSDs) funktioniert und wie O&O Defrag auch deren Performance erhöhen kann.

Olaf Kehrer ist Geschäftsführer der O&O Software GmbH und ist für die Produktentwicklung verantwortlich. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung neuer Konzepte im Bereich Systemwerkzeuge und der Erweiterung und Fortführung existierender Produktlinien. Er hat die O&O Software GmbH im Jahre 1997 mitgegründet und hat selbst maßgeblich an der Entwicklung von O&O Produkten mitgewirkt. Auch heute ist er noch sehr nah am Puls der Entwicklung und verfolgt dabei immer das Ziel, die bestmöglichen Produkte für die Kunden zu realisieren. Darüber hinaus hat er auch die Studienreihe “Deutschland Deine Daten” verfasst, die den Umgang mit gebrauchten Festplatten und nicht gelöschten Daten analysiert. Olaf Kehrer hat an der Technischen Universität Berlin studiert und den Grad des Diplom-Informatikers erlangt.