Welche Methode zur Defragmentierung ist die Beste?

Deshalb möchte ich die Methoden, ihre Funktionsweise und das für sie beste Anwendungsszenario in diesem Artikel kurz vorstellen. O&O Defrag bietet in der aktuellen Version 15 insgesamt acht verschiedene Methoden an:

  1. STEALTH
  2. SPACE
  3. COMPLETE/Name
  4. COMPLETE/Modified
  5. COMPLETE/Access
  6. OPTIMIZE
  7. OPTIMIZE/Quick
  8. OPTIMIZE/Complete

Die ersten fünf Methoden sind die Standardmethoden von O&O Defrag. Die OPTIMIZE-Methoden sind nur sichtbar, wenn die Zoneneinteilung von O&O Defrag aktiviert wurde. Viele englische Fachbegriffe, steigen wir also in das Thema ein.

Wie funktioniert Defragmentierung grundsätzlich

Defragmentierung ist das kontinuierliche Speichern von Dateifragmenten, so dass sie auf der Festplatte (oder einem anderen Datenträger) physikalisch hintereinander gespeichert sind. Dadurch kann der Lesekopf der Festplatte diese Datei in einem Durchgang lesen, ohne dafür an andere Orte verschoben zu werden. Genau dieses Verschieben (Repositionieren) des Festplattenkopfes erzeugt den Zeitverlust beim Lesen von Dateien, welches durch die verstreute Speicherung der Datei (Fragmentierung) hervorgerufen wird. Ziel einer Defragmentierungssoftware ist daher, möglichst alle Dateien kontinuierlich auf der Festplatte abzulegen, so dass keine unnötigen Bewegungen des Lesekopfes mehr notwendig sind.

Fragmentierte Dateien liegen nicht hintereinander auf dem Datenträger. Sie können daher nicht in einem Zug gelesen werden.
Defragmentierte Dateien liegen kontinuierlich auf dem Datenträger und können so wesentlich schneller geladen werden.

Strategien

Für dieses „Aneinanderfügen“ der Dateifragmente existieren nun verschiedene Strategien, die in der Regel einen Einfluss auf die spätere Lesegeschwindigkeit, aber auch auf die Dauer der Durchführung und den Ressourcenverbrauch der Defragmentierung haben. Jede Methode von O&O Defrag repräsentiert eine eigene Strategie, deren Inhalt sich ein wenig in ihrem Namen widerspiegelt.

STEALTH

Die STEALTH-Methode ist mit Abstand die schnellste aller Methoden. Sie fügt die Dateifragmente aneinander und sorgt für ein schnelles Aufräumen der Festplatte. Sie benötigt extrem wenig Zeit und extrem wenig Ressourcen, so dass sie beinahe „unter dem Radar“ und damit der Wahrnehmung des Anwenders arbeitet. Sie ist besonders geeignet, wenn man schnell einen Rechner defragmentieren möchte, aber nur wenig Zeit und Ressourcen zur Verfügung hat.

SPACE

Die SPACE-Methode ist im Prinzip der STEALTH-Methode sehr ähnlich. Zusätzlich aber sorgt sie für eine Reduzierung der sogenannten „Freien-Speicher-Fragmentierung“. Das bedeutet, dass Lücken zwischen Dateien geschlossen werden, um eine schnelle, erneute Fragmentierung von Dateien zu verhindern. Dafür müssen Dateien umsortiert werden, was mehr Zeit und Ressourcen in Anspruch nimmt. Dafür ist das Ergebnis ein „sauberes Erscheinungbild“ in der Cluster-Ansicht als bei STEALTH und damit auch eine größerer Performancegewinn, da eine erneute Fragmentierung herausgezögert wird.

COMPLETE

Bei den COMPLETE-Methoden gehen wir noch ein Stück weiter: wir defragmentieren nicht nur, sondern wir reorganisieren die gesamte Dateistruktur. Dabei werden sämtliche Dateien in einer bestimmten Reihenfolge neu angeordnet. Welche der Reihenfolgen für Sie sinnvoll ist, hängt vom Gebrauchszweck des Rechners ab. Die COMPLETE-Methoden existieren in drei Ausprägungen, die sich jeweils auf die Sortierung beziehen:

Bei COMPLETE/Name wird nach der Verzeichnisstruktur sortiert. Das bedeutet, dass Dateien mit ähnlichen Namen in einem Verzeichnis sehr dicht beieinander liegen. Dies ist sinnvoll für Dateiserver, die häufig auf viele Dateien aus einem Verzeichnis zugreifen müssen. Diese werden schneller gefunden und gelesen.

Bei COMPLETE/Modified wird nach dem Datum der letzten Änderung der Dateien sortiert. Die ältesten Dateien werden an den Anfang der Festplatte geschrieben. Dies sind in der Regel die Dateien des Betriebssystems sowie später installierte Anwendungen. Benutzerdateien landen am Ende. Dies bedeutet, dass der Rechner beim Start des Betriebssystem alle seine Dateien in einer „Region“ vorfindet und diese entsprechend schneller laden kann. Neu hinzugefügte Dateien landen eher am Ende, so dass auch anschließende Defragmentierungsläufe weniger Zeit in Anspruch nehmen, da die meisten (alten) Dateien sich nur noch selten ändern und daher nicht mehr fragmentieren können. Analog hierzu arbeitet COMPLETE/Access, nur das in diesem Fall nach dem Datum des letzten Zugriffs sortiert wird, so dass hierbei häufig benutzte Dateien an das Ende des Speicherbereiches wandern.

Alle COMPLETE-Methoden erzeugen ein optimales Ergebnis zur Beschleunigung der jeweiligen Systeme, kosten aber auch in der Durchführung der Defragmentierung die meiste Zeit und die meisten Ressourcen. Sie empfehlen sich daher für eine initiale Defragmentierung insbesondere von stark belasteten Servern. Ein anschließende Kombination mit der SPACE-Methode hat sich in unseren jahrelangen Beobachtungen als die beste Kombination herausgestellt.

OPTIMIZE

Die OPTIMIZE-Methoden sind Spezialfälle der vorgenannten Methoden. Sie kommen nur dann zum Einsatz, wenn die Zoneneinteilung von O&O Defrag aktiviert ist. Dabei wird die Festplattenpartition in zwei bis drei Bereiche unterteilt, in denen bestimmte Dateien abgelegt werden. Diese werden dann innerhalb dieser Zone für sich genommen bearbeitet. Dies bedeutet, dass jede Zone in sich einen geschlossenen Bereich darstellt. Deshalb können auf sie auch nicht die Standardmethoden angewendet werden, da diese die Zonen nicht berücksichtigen.

Grundsätzlich kann man folgende Zuordnung zu den „Standardmethoden“ treffen:

  • OPTIMIZE entspricht der SPACE-Methode
  • OPTIMIZE/Quick entspricht STEALTH
  • OPTIMIZE/Complete stellt die zuvor beschriebene Kombination aus COMPLETE und SPACE dar

Fazit

Jede Methode hat wie beschrieben ihre spezifischen Vorteile für den jeweiligen Anwendungsfall. Als eine Art „Daumenregel“ kann man sagen, dass die SPACE-Methode immer eine gute Wahl ist. Sie können die Entscheidung aber auch O&O Defrag selbst überlassen, indem Sie die „automatische Optimierung“ aktiviert lassen. Diese ist nach der Installation voreingestellt und überwacht Ihre Festplatten automatisch. Sie greift automatisch ein, wenn Ihr Rechner unter einer zu starken Fragmentierung leidet und beseitigt diese. Dabei wird eine Kombination aus den vorgenannten Methoden verwendet.

[sig_olaf_de]

Olaf Kehrer ist Geschäftsführer der O&O Software GmbH und ist für die Produktentwicklung verantwortlich. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung neuer Konzepte im Bereich Systemwerkzeuge und der Erweiterung und Fortführung existierender Produktlinien. Er hat die O&O Software GmbH im Jahre 1997 mitgegründet und hat selbst maßgeblich an der Entwicklung von O&O Produkten mitgewirkt. Auch heute ist er noch sehr nah am Puls der Entwicklung und verfolgt dabei immer das Ziel, die bestmöglichen Produkte für die Kunden zu realisieren. Darüber hinaus hat er auch die Studienreihe “Deutschland Deine Daten” verfasst, die den Umgang mit gebrauchten Festplatten und nicht gelöschten Daten analysiert. Olaf Kehrer hat an der Technischen Universität Berlin studiert und den Grad des Diplom-Informatikers erlangt.